Expertendiskussion mit Prof. Jürgen Osterbrink und deutschem Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr

Expertendiskussion mit Prof. Jürgen Osterbrink und deutschem Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr

24.10.2012


Der deutsche Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, Schirmherr des "Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster" (re.), mit Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink (li.) bei der Podiumsdiskussion in Berlin.

 


Eine Expertenrunde diskutierte anhand aktueller Ergebnisse des Aktionsbündnisses die Schmerzversorgung in Deutschland. V.l.n.r.: Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Dr. Ingrid Spohr, Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Augustin und Moderatorin Dr. Susanne Holst.


"Forschen wo's weh tut: Ist die Schmerzversorgung in Deutschland auf dem richtigen Weg? – Erste Ergebnisse des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster" war der Titel einer Diskussion, die am 24. Oktober in Berlin stattfand. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Universität, leitet das groß angelegte Forschungsprojekt. Mit ihm am Podium saßen der deutsche Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen an der Universität Hamburg-Eppendorf, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK in Berlin, und Dr. Ingrid Spohr, Leiterin Medizin der Firma Mundipharma in Limburg. Geleitet wurde die Podiumsdiskussion von der ARD-Moderatorin und Ärztin Dr. Susanne Holst.

Patienten mit Schmerzen kommen mit vielen Einrichtungen und Leistungserbringern eines städtischen Gesundheitssystems, vom Krankenhaus über den Hausarzt bis zur ambulanten Pflege, in Berührung. Dabei wird es ihnen häufig nicht leicht gemacht – zu diesem Ergebnis kommt das "Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster". "Ein einmaliges Forschungsprojekt, weil es nicht nur die Versorgung in einer ganzen Stadt betrachtet, sondern passgenaue Optimierungskonzepte entwickelt, umsetzt und deren Erfolg bewertet. So können wir zeigen, dass Verbesserungsmaßnahmen wirklich beim Patienten ankommen", betonte Projektleiter Jürgen Osterbrink. Erste Endergebnisse aus dem Untersuchungsstrang "Krankenhaus" hätten das eindrucksvoll zeigen können. Es fehlt teilweise an schmerzspezifischem Wissen bei Ärzten und Pflegekräften, an der Vernetzung der Leistungserbringer und an der Kommunikation zwischen den Berufsgruppen. Das sind nur einige der Aktionsfelder, die das Aktionsbündnis anhand seiner aktuellen Forschungsergebnisse definiert hat.

"Schmerz ist der häufigste Anlass für Patienten, einen Arzt aufzusuchen – auch heute noch", erklärte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker von der Barmer GEK Krankenkasse. Wenn Schmerz chronische werde, führe das nicht nur zu einer immensen Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern belaste auch die sozialen Sicherungssysteme. Um ein gezieltes Versorgungsmanagement zu etablieren, stelle die Barmer GEK dem Aktionsbündnis Münster deshalb nicht nur genaue Daten zur Verfügung, sondern auch Expertise in Datenanalyse und -auswertung.

"Das Pilotprojekt  Münster kann helfen, chronische Schmerzkarrieren zu vermeiden und ein Frühwarnsystem zu schaffen", sagte Prof. Matthias Augustin von der Universität Hamburg-Eppendorf. Es gehe dabei aber nicht nur um die Kostensenkung bei Medikamenten und Ausfällen durch Krankenstand: "Die wichtigsten Kosten sind das Leid selbst – und es gilt, den Nutzen zu vermehren und nicht nur die Kosten zu senken."

Hauptsponsor Mundipharma hält das Forschungsprojekt essenziell für die Zukunft der Schmerzversorgung. "Um künftig die Versorgung von Patienten weiterhin zu verbessern, braucht es neben der wichtigen Arzneimittelforschung auch vermehrte Anstrengungen auf dem Gebiet der Versorgungsforschung", betonte Dr. Ingrid Spohr. Es gelte, im Schmerzmanagement die Defizite in der Theorie, der Ableitung von Richtlinien und deren Umsetzung in die Praxis zu beseitigen.

"Ich hoffe, dass nach Abschluss des Projekts erfolgreiche Konzepte vorliegen werden, die auch in anderen Regionen Deutschlands übernommen werden können. Damit könnten wir die Schmerzversorgung deutschlandweit verbessern", resümierte Daniel Bahr. Es gelte, aus dem Projekt Münster praktikable Erkenntnisse zu gewinnen, die eine bessere Versorgung schaffen. "Die erforderlichen Akteure aus Politik, Gesundheitswesen, Pharmaindustrie und Kassen wollen gemeinsam arbeiten – und wir sind gespannt auf die Ergebnisse aus  Münster", erklärte der Bundesgesundheitsminister. Wichtig sei die Netzwerkbildung aller beteiligten Berufsgruppen auf allen Ebenen, die Erarbeitung von Richtlinien und eine bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung, waren sich die Diskutanten einig.