Galanin und die Angst – Hormonoller Regelkreis in der Angstregulation identifiziert

Galanin und die Angst – Hormonoller Regelkreis in der Angstregulation identifiziert

05.06.2014

Wissenschaftern der Paracelsus Universität und des Salzburger Universitätsklinikums bzw. des Laura Bassi Centre of Expertise – THERAPEP (THERApeutic application of neuroPEPtides) ist es gelungen, einen wichtigen hormonellen Regelkreis, der das Angstverhalten beeinflusst, zu  identifizieren. Wie im hochkarätigen interdisziplinären Fachjournal "PNAS"  publiziert wurde, spielt das Hormon Galanin eine entscheidende Rolle. Neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass Botenstoffe im Gehirn, vor allem so genannte Neuropeptide (Eiweißhormone), an der komplexen Regulation von Angst beteiligt sind.

Laut Univ.-Prof. Dr. Barbara Kofler (links) von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Forschungsprofessorin für Rezeptorbiochemie und Tumorstoffwechsel an der Paracelsus Universität und Leiterin des Laura Bassi Centre of Expertise – THERAPEP treten bei etwa 13 Prozent aller Erwachsenen Angsterkrankungen auf, bei Jugendlichen noch häufiger. Bei jedem Zehnten führen diese zu deutlichen Einschränkungen im Alltagsleben, drei Prozent zeigen weitergehende Komplikationen und Begleiterkrankungen wie Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit.

Die Wissenschafterin und ihr Team haben – in Kooperation mit Kollegen/innen der Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck – die Rolle von Galanin untersucht. Es handelt sich um ein häufig in Nervenzellen vorkommendes Neuropeptid, das verschiedenste Körperfunktionen steuert, wie zum Beispiel Nahrungsaufnahme, Entzündungsprozesse oder auch Gefühle.

Damit Neuropeptide eine Wirkung ausüben können, müssen sie sich – nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip – an die Zielzellen über Rezeptoren binden. Susanne Brunner, MSc., vom Laura Bassi-Zentrum und Dr. Aitak Farzi von der Medizinuniversität Graz arbeiteten mit Mäusen, denen einer der drei Galanin-Rezeptoren (GAL3) fehlt. Dabei zeigte sich, dass das Fehlen des GAL3-Rezeptors bei den Mäusen Angst auslöst. Umgekehrt bedeutet dies, dass Galanin Angstgefühle dämpfen kann.

Basierend auf den neuen Ergebnissen wird im Laura Bassi Centre of Expertise-THERAPEP nach Substanzen gesucht, die die Regelkreise beeinflussen können. Dabei gehe es einerseits um Substanzklassen, die stabiler sind, als die im Körper vorkommenden Neuropeptide, welche sehr schnell abgebaut werden. Andererseits werden Substanzen gesucht, die nicht auf alle drei Galanin-Rezeptoren passen, sondern nur spezifisch für den GAL3-Rezeptor sind. Damit könnte man Nebenwirkungen relativ niedrig halten.

GAL3 receptor KO mice exhibit an anxiety-like phenotype. Brunner SM, Farzi A, Locker F, Holub BS, Drexel M, Reichmann F, Lang AA, Mayr JA, Vilches JJ, Navarro X, Lang R, Sperk G, Holzer P, Kofler B.
Proc Natl Acad Sci U S A. 2014 Apr 29. [Epub ahead of print]