Neues Institut für Early Life Care der PMU und Lehrstuhlinhaber Prof. Brisch vorgestellt

Neues Institut für Early Life Care der PMU und Lehrstuhlinhaber Prof. Brisch vorgestellt

31.05.2017



Karl Heinz Brisch, Vorstand des Instituts für Early Life Care und Lehrstuhlinhaber (Bildmitte), im Kreise seiner Kollegen bei der Pressekonferenz: Prof. Peter Braun (Bildungshaus St. Virgil Salzburg), Univ.-Prof. Dr. Thorsten Fischer (Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe), Univ.-Prof. Dr. Karl Heinz Brisch (Institutsvorstand und Lehrstuhlinhaber „Early Life“), Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl (Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde) und Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch (Rektor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität).    Foto: PMU/wildbild



Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität hat ein neues Institut und einen Lehrstuhl für Early Life Care etabliert. Als Institutsvorstand und Lehrstuhlinhaber konnte der renommierte Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Karl Heinz Brisch, gewonnen werden. Prof. Brisch ist Oberarzt und Leiter der Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie  am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sein Forschungsschwerpunkt umfasst den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Bindungspsychotherapie.

"Wir sind sehr glücklich, dass Herr Prof. Brisch den Ruf nach Salzburg an die Paracelsus Medizinischen Privatuniversität angenommen hat und Grundlagen- sowie Interventionsforschung zu diesem so relevanten Lebensabschnitt betreiben wird", freute sich Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch, Rektor der Paracelsus Universität, bei der heutigen Pressekonferenz. "Es handelt sich dabei nicht nur um den europaweit ersten Lehrstuhl dieser Art, sondern auch um eine gesellschaftspolitisch sehr wichtige Funktion."

Der Lebensanfang legt das Fundament für die Entwicklung eines Menschenkindes. Wenig ist bei der Geburt festgelegt, die Umwelterfahrungen – schon in der Schwangerschaft – aktivieren spezifische Gene und prägen ganz entscheidend die Gehirnentwicklung und damit das weitere Leben. Kinder mit einer sicheren Bindung, dem "Urvertrauen", haben ausreichend Ressourcen, um sich körperlich, seelisch und sozial gesund zu entwickeln. "Diese Bindungserfahrungen beeinflussen auch die positive Entwicklung seiner Stresshormone, seines Immunsystems und seiner Gehirnreifung. Das Kind kann zu einem Menschen heranwachsen, der liebes- und beziehungsfähig wird, gerne in freundschaftlichen Beziehungen und einer Partnerschaft lebt, später einmal selbst als Mutter bzw. Vater die positiven Erfahrung an die nächste Generation weitergeben wird", erklärte Univ.-Prof. Dr. Karl Heinz Brisch.  

Dagegen entstehen Bindungsstörungen ursächlich durch multiple unverarbeitete Traumatisierungen von Säuglingen durch Bindungspersonen, etwa durch massive Vernachlässigung, emotionale Gewalt, häufig wechselnde Bezugssysteme, mehrmaligen Verlust von Bezugspersonen, sexuelle und körperliche Gewalt. Psychotherapie von derartig traumatisierten Kindern ist später möglich, aber sehr zeitaufwändig, um neue Beziehungserfahrungen zu verankern und Verhaltensweisen zu verändern. Deswegen sind Prävention und frühzeitige Interventionen wichtig, um die gesunde körperliche und seelische Entwicklung von Kindern zu unterstützen und Bindungsstörungen zu verhindern.

Das neue Institut für Early Life Care wird sich in der Grundlagenforschung – ab der Zeugung bis in die ersten Lebensjahre hinein – mit diesen Fragestellungen beschäftigen. Es wird aber auch Studien zur Prävention und Intervention durchführen. So sind Störungen in der Schwangerschaft, die Begleitung bei behinderten und chronisch kranken Kindern, die Bindung von Kindern an Adoptiv- und Pflegeeltern, ängstliche und depressive Eltern sowie Früh- und Totgeburt einige wichtige Themen auf der Agenda. Berater/innen und Psychotherapeuten/innen wie auch Geburtshelfer/innen, Hebammen und Kinderärzte/innen werden die Erkenntnisse aus diesen Studien in ihrer täglichen Arbeit mit Familien umsetzen und sie auch für Frühe Hilfen nutzen können. Aktuell werden im Rahmen einer breit angelegten Studie zur Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung zwei Dissertationsarbeiten zu frühen Störungen der Eltern-Kind-Interaktion durch das Smartphone und durch elterliche Depression geplant und durchgeführt.

Der 2016 gestartete Universitätslehrgang Early Life Care, eine Initiative von Paracelsus Medizinischer Privatuniversität und St. Virgil Salzburg in Kooperation mit  dem Salzburger Zentrum für Kinder- und Jugendheilkunde und der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, widmet sich speziell der Thematik der psychosozialen, emotionalen und biologischen Entwicklungsphasen in einem inter-, multi- und transdisziplinären Forschungsansatz für den Zeitraum Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der primären Prävention, indem durch die Forschungsprojekte im Early Life Care-Ansatz Präventionsmöglichkeiten für werdende Eltern, psychosoziales Management im Kreißsaal und emotionale Betreuung von Entbindenden sowie die förderlichen Entwicklungsbedingungen herausgearbeitet werden.