Studierende berichten vom Forschungstrimester in den USA

Studierende berichten vom Forschungstrimester in den USA

02.01.2007

Studierende der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität berichten über das Forschungstrimester an den amerikanischen Top-Unis Yale und Mayo.

Nach 16 Wochen intensiver Arbeit an Forschungsprojekten sind sie in der letzten Novemberwoche beeindruckt und um viele Erfahrungen reicher wieder nach Salzburg zurückgekehrt – jene sechs Studierenden der Paracelsus Uni, die das Forschungstrimester an der Mayo Medical School in Rochester bzw. an der Yale University in New Haven absolviert haben. Im vierten Studienjahr haben die Studenten und Studentinnen der Paracelsus Universität die Gelegenheit, Forschungsarbeit an renommierten in- und ausländischen Partneruniversitäten und Instituten quasi „von der Pike auf“ zu lernen - die während des Forschungstrimesters erbrachten Ergebnisse dienen als Grundlage für die spätere Dissertation.


Mit Spitzenforschern per Du.
Ein Interview mit Ilse Spadlinek.

Frage: Wie war der erste Eindruck an der berühmten Mayo Clinic und die ersten Tage im Labor?

Othmar Kofler, Mayo Clinic
Es gibt cirka 250 Forschungslabors dort, meines war eins von sechs im 8. Stock eines Forschungsgebäudes. Der Forschungsleiter ist Österreicher, das hat es uns anfangs leichter gemacht. Die Internationalität ist beeindruckend – im gemeinsamen Pausenraum trafen wir auf Libyer, Koreaner, Finnen und Ägypter. Das Arbeitsklima war sehr locker, man fühlte sich nicht als Student, alle arbeiten gleichwertig an den Projekten. Aber uns wurde von Anfang an viel abverlangt – vor allem selbständiges Arbeiten. Natürlich konnte ich meinem Betreuer jederzeit Fragen stellen, alle waren sehr hilfsbereit.

Helga Paula,  Mayo Clinic:
Ich hab in unserm Labor für eine klinische Studie über die Auswirkung von Antibiotika beim Reizdarmsyndrom Patientendaten und Fragebögen ausgewertet und mich am Anfang bei dieser heiklen Tätigkeit ziemlich alleingelassen gefühlt. Einmal in der Woche habe ich meinen Betreuer getroffen und ihm Fragen stellen können – meistens war seine Antwort „das musst du selber herausfinden ...“

Frage: Hast Du’s herausgefunden?

Helga:
Ja, sicher! Jetzt bin ich dankbar dafür, denn im Endeffekt war es besser so, denn ich hab wirklich selbständig arbeiten gelernt.

Christoph Schwartz, Mayo Clinic:
Mich hat besonders beeindruckt, daß sich wirklich jeder im Team einbringen konnte. Ich hab in meiner Forschungsgruppe als einziger Student  an einer großen und teuren „Glioma genetic association study“ mitgearbeitet. Jede Woche gab es ein meeting und bei Problemen konnte jeder ohne Ansehen der Person  Lösungsvorschläge machen, einmal ist einer von mir auch angenommen worden.

Christina Neuper, Mayo Clinic:
Ich habe in einem sehr kleinen, sehr familiären Labor gearbeitet, da waren nur eine Ärztin, eine Technikerin und ich. Ich musste auch selbständig arbeiten, konnte aber jederzeit alles fragen, immer gab es große Anteilnahme. In der Mayo Clinic ist mir besonders die tolle Zusammenarbeit des medizinischen Personals aufgefallen. Teamwork wird ganz groß geschrieben, das gilt vom Oberarzt bis zum Krankenpfleger. Mit den Patienten und Patientinnen wird äußerst respektvoll umgegangen – die Ärzte tragen dort keine weissen Kittel wie bei uns, sondern Anzug und Krawatte, die Ärztinnen elegante Kleidung, ausgenommen natürlich bei Operationen. Das hat uns anfangs schon sehr erstaunt, es soll Respekt  ausdrücken und dass es zwischen Patienten und Ärzten keinen Unterschied gibt. 

Othmar Kofler:
Wir wohnten in einem 10-stöckigen Hotel in Downtown Rochester,  im 3. Stock sammeln sich dort Studierende, junge MedizinerInnen, NaturwissenschafterInnen jeden Alters und jeder Nation. Von dort waren wir in zwei Minuten im Labor, bei Regen auch über den Subway – und im Hotel hatten wir Kontakt zu vielen Patientinnen und Patienten. Die waren alle voll des Lobes über die Kompetenz der Ärzte und Ärztinnen und die gute Betreuung. Viele,  denen woanders nicht geholfen werden konnte, kommen in die Mayo Clinic – dort wird Spitzenmedizin geboten, die hat allerdings ihren Preis. Alles ist perfekt organisiert, das medizinische Personal arbeitet hart und engagiert.  Mayo funktioniert wie eine gut geölte Maschine, aber eine Maschine mit Herz.

Frage: Wie waren der Campus und die Arbeitsbedingungen in Yale?

Sascha Kopic, Yale University
Uns war von vornherein bewußt, dass wir nur einen kleinen „Ausschnitt“ von Yale erleben werden. Die Universität, der Campus ist riesig, die ganze Stadt New Haven ist ja „Universität“. Für uns war ein Vorteil, dass wir unseren Betreuer schon von Salzburg her kannten, er hat an der Paracelsus Uni einen Vortrag gehalten. Stefanie und ich haben in Yale am selben Forschungsprojekt gearbeitet, es ging um den Einfluss von Alkohol auf die Magensäureproduktion, vereinfacht ausgedrückt. Man hat uns gut eingeführt, dann mussten wir auch selbständig an unserm Projekt arbeiten.

Stefanie Corradini, Yale University
In Yale gibt es einen riesigen Labor-Trakt, der Gebäude-Komplex ist sicher so groß wie das Areal des gesamten Salzburger Landeskrankenhauses - nur Labors! Wenn man durch den „Old Campus“ spaziert, kommt es einem vor, als würde man durch einen Harry Potter-Film laufen, da sind lustige alte Häuser und riesige Colleges  und bunte Wappen an den Wänden. In zwölf Colleges wohnen jeweils 400 bis 470 Studenten, jedes College hat sein eigenes Wappen, es gibt  Speisesäle, Fitnessräume und alles erdenkliche. Wir sind alle froh, diese einmalige Gelegenheit gehabt zu haben!  Wer kommt schon nach Yale oder Mayo und kann dort auf Du und Du mit tollen Leuten zusammenarbeiten? Überhaupt würden wir aber jedem jüngeren Studierenden empfehlen, Auslandserfahrung zu sammeln – egal wo. Da lernt man unheimlich viel, auch für den Charakter!