Studium Humanmedizin: Naturwissenschafter unterrichten
06.03.2007
Ein erfolgreiches Salzburger Modell
von Erwin Rovan
Ein modernes Studium der Humanmedizin beinhaltet einen überraschend hohen Anteil an naturwissenschaftlichen Fächern. Chemie, Physik, Biochemie, Zellbiologie, molekulare Biologie und Genetik, Immunologie, Allergie und Informatik machen 20% des Gesamtstudiums aus. Hochmotivierte Studienanfänger, die darauf brennen, gleich am ersten Studientag mit Stethoskop und Stauschlauch hautnah am Patienten ins Studium einsteigen zu können, müssen feststellen, dass sie erst einmal mit den theoretischen Fächern der Naturwissenschaften konfrontiert werden. Wenngleich sie wissen, dass diese Ausbildung vom Gesetzgeben vorgeschrieben ist, ist es für sie nicht immer einfach, einen sinnhaften und direkten Zusammenhang zu ihrem Medizinstudium zu finden.
Es liegt an den Lehrenden, den angehenden Medizinern verständlich zu machen, welch rasante Entwicklung die moderne Medizin in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat. Das gesamte medizinische Wissen verdoppelt (!) sich derzeit alle fünf Jahre, wobei einzelne Fachgebiete eine sehr viel stärkere Dynamik aufweisen als andere. Das allein zeigt, wie wichtig ein solides Basiswissen in den genannten Fächern für zukünftige MedizinerInnen ist - als Voraussetzung für die weitere, fachspezifische Ausbildung. Es gibt grundsätzlich zwei Motive, um ein Basisfach zu erlernen: zum einen braucht man das erworbene Grundwissen direkt für den späteren Beruf als Arzt, zum anderen stellt es die Basis und die Voraussetzung für die darauf aufbauenden Wissensgebiete dar. Wer aber lehrt die Studierenden der Humanmedizin diese Fächer?
Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität ist in der glücklichen – und einmaligen Situation, in Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg diesen wichtigen Teil der vorklinischen Ausbildung den Studierenden von Vollblut-Fachleuten vermitteln zu können. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört - sind die Naturwissenschaften und die Medizin in ihren Forschungsansätzen nicht zwei getrennte Welten, die auf den ersten Blick so gar keine Verwandtschaft erkennen lassen? Eine solche Art der Ausbildung ist nur dann machbar und sinnvoll, wenn aus den jeweiligen Fachgebieten der Naturwissenschaften die für die Medizin relevanten Anteile gelehrt werden. Mediziner der Salzburger Universitätskliniken und Wissenschafter aus Biologie, Biochemie, Physik, Chemie sowie Genetik und Informatik der Naturwissenschaftlichen Fakultät haben im Vorfeld sehr genau die Lehrinhalte für das Curriculum definiert und auf das Medizinstudium der Paracelsus Universität abgestimmt. Und so funktioniert dieses Salzburger Lehrmodell wirklich gut, weil es sich in das Ausbildungsziel “ von der Zelle zum Gewebe, vom Gewebe zum Organ und vom Organ ganzheitlich zum Patienten“ einordnet.
Sind also die Naturwissenschaften und die Medizin tatsächlich so weit entfernte Welten? Im Gegenteil: vor allem in ihren Forschungszielen kommen sich die beiden oft so nahe, dass es schwierig wird, Grenzen zu erkennen. Beide Seiten forschen auf Gebieten der Immunologie, der Allergie, des Diabetes oder der Onkologie. Was liegt also näher, als gemeinsame Forschungsvorhaben zu definieren und sie auch durchzuführen - was in verstärktem Ausmaß auch tatsächlich geschieht. Davon profitiert natürlich auch die Lehre und vor allem die Studierenden selbst, da sie den aktuellsten Stand des Wissens vermittelt bekommen. Dass dies spannend und anschaulich geschieht, wird auch dadurch ersichtlich, dass bisher in allen drei Anfangsjahrgängen Lehrende der Naturwissenschaften mit dem anerkennenden Titel „Teacher of the Year“ von Studentinnen und Studenten der Paracelsus Uni ausgezeichnet wurden. Das macht Mut für die Zukunft und für das Fortbestehen einer geglückten „Vernunftehe“ zwischen NAWI und PMU, in der auch etwas Liebe stecken muss!