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Beziehungsqualität im Fokus: Wie die Mentalisierungsfähigkeit das Verhältnis zwischen Pädagog*innen und Kindern prägt
PMU Autor*in
Carmen Wusatiuk
Alle Autor*innen
Carmen Wusatiuk
Kurzfassung
In Österreich befinden sich über 90% der 3–5-Jährigen mindestens vormittags in Fremdbetreuung (Statistik Austria, 2024). Für eine gesunde Entwicklung brauchen sie dort vertrauensvolle Beziehungen zu professionellen Bezugspersonen. Entscheidend dafür ist die Mentalisierungsfähigkeit der Fachpersonen, also die Fähigkeit, eigene sowie fremde innere psychische Zustände wahrzunehmen, zu verstehen, zu interpretieren sowie darauf aufbauend zu handeln (Split & Koomen, 2002). Diese Studie untersucht längsschnittlich, ob eine gute Mentalisierungsfähigkeit angehender Elementarpädagog*innen zur Qualität der Pädagog*innen-Kind-Beziehung beiträgt. Zudem wird explorativ analysiert, welche Aspekte der Mentalisierungsfähigkeit den größten Einfluss auf die Beziehungsqualität haben. Die Mentalisierungsfähigkeit von 109 angehenden Elementarpädagog*innen zweier Bildungsanstalten für Elementarpädagogik in Österreich wurde mittels der Mentalization Scale erfasst (T1). Diese differenziert zwischen selbst-, fremdbezogenem Mentalisieren sowie der Motivation zu mentalisieren. Acht Monate später wurde die Beziehungsqualität zu den von ihnen betreuten Kindern mit der Student-Teacher Relationship Scale erhoben (T2), die zwischen den Aspekten Nähe und Konflikt unterscheidet. Lineare Regressionsanalysen zeigten, dass die Mentalisierungsfähigkeit zu T1 ein signifikanter Prädiktor für die Beziehungsqualität zu T2 war. Eine höhere Mentalisierungsfähigkeit sagte eine größere Nähe in der Beziehung sowie weniger Konflikt vorher. Die explorativen Analysen verdeutlichten, dass insbesondere die Motivation zu mentalisieren mit weniger Konflikten und fremdbezogenes Mentalisieren mit mehr Nähe assoziiert war. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Mentalisierungsfähigkeit für die Qualität der Pädagog*innen-Kind-Beziehung, wobei vor allem die fremdbezogene Mentalisierungsfähigkeit und die Motivation zu mentalisieren als relevant erscheinen. Limitationen und praktische Implikationen werden diskutiert.
Keywords
FREMDBETREUUNG, BEZUGSPERSON, MENTALISIEREN, ELEMENTARPÄDAGOG*INNEN, BEZIEHUNGSQUALITÄT