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Adipositasversorgung im Bundesland Salzburg aus Sicht von Allgemeinmediziner*innen – eine qualitative Studie
PMU Authors
Iris Bregulla, Dagmar Schaffler-Schaden, Maria Flamm
All Authors
Iris Bregulla, Dagmar Schaffler-Schaden, Laura Scherf, Maria Flamm
Abstract
Adipositas-Versorgung im Bundesland Salzburg aus Sicht von Allgemeinmediziner*innen – eine qualitative Studie
Iris Bregulla1, Dagmar Schaffler-Schaden1 , Laura Scherf1 , Maria Flamm1
1Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Salzburg, Österreich
Hintergrund: Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts für höhere Studien zeigt, dass Adipositas für über 8% aller Sterbefälle der unter 85-jährigen und ca. 5% der Gesundheitsausgaben in Österreich verantwortlich ist. Es gibt in ganz Österreich bisher keine integrierte Versorgung von Personen mit Adipositas. Auf regionaler Ebene ist unklar, wie Allgemeinmediziner*innen die Versorgungssituation von adipösen Erwachsenen im Bundesland Salzburg derzeit einschätzen und wie sie ihre Rolle in der Versorgung sehen.
Zielsetzung: Das Ziel dieses Projekts ist es, Lücken, Barrieren und Handlungsempfehlungen in Bezug auf ein integriertes Adipositasmanagement für erwachsene Personen mit Adipositas im Bundesland Salzburg aus Sicht der Allgemeinmediziner*innen zu identifizieren. Die Hypothese ist, dass die Versorgung derzeit lückenhaft ist, verschiedene Barrieren für die angemessene Behandlung existieren und Allgemeinmediziner*innen eine strukturierte Versorgung wünschen.
Methode: In dieser qualitativen Studie werden 12 praktizierende Allgemeinmediziner*innen im Bundesland Salzburg mittels leitfadengestützter semi-strukturierter Interviews befragt. Es wurden Hausärzt*innen aus der Stadt Salzburg, sowie aus ländlicheren Bezirken rekrutiert. Die Daten werden mit Hilfe von MAXQDA 24 mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse analysiert (Kuckartz & Rädiker, 2024). Deduktiv gebildete Hauptkategorien werden dabei mit induktiv erstellten Kategorien ergänzt. Die Studie wurde von der Ethikkommission genehmigt (PMU-EK-2025-0007).
Erwartete Ergebnisse: Die Studie ist noch laufend, mehr als die Hälfte der Interviews wurde bereits durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Allgemeinmediziner*innen unzureichend über die Versorgungsangebote und Ansprechpartner*innen im Land Salzburg informiert sind. Als Lücken in der Versorgung geben sie an, dass es einer niederschwelligen, kostengünstigen Ernährungsberatung und multiprofessioneller Angebote bedarf. Die Nachbetreuung, z.B. nach bariatrischen OPs, ist unzureichend, da die Hausärzt*innen selbst diese nicht in ausreichendem Maße leisten können. Barrieren für eine integrierte Versorgung sehen die Allgemeinmediziner*innen derzeit vor allem in der knappen Zeit pro Patient*in gepaart mit fehlender Vergütung für längere Patientenkontakte. Betroffene würden vor allem durch hohe Kosten für gewisse Versorgungsangebote als auch durch ein fehlendes Problembewusstsein an einer effektiven Versorgung gehindert. Berufstätige Patient*innen haben zudem wenig Zeit, um z.B. an einem Lebensstilprogramm teilzunehmen. Zwei Wunschszenarien, die genannt wurden, wären einerseits ein Disease Management Programm (DMP) für Adipositas, welches durch den/die Hausärzt*in koordiniert wird oder andererseits ein niederschwellig zugängliches multiprofessionelles Adipositaszentrum im Bundesland.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Ein DMP für Adipositas, koordiniert durch den/die Hausärzt*in scheint bei angemessener Vergütung und zusätzlicher Behandlungszeit für praktizierende Allgemeinmediziner*innen realistisch. Informationen zu Angeboten und Versorgungspfaden müssten bereitgestellt werden.
Quellenangaben:
1 Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und künstlicher Intelligenz (6 ed.). Beltz Juventa.
Keywords
Adipositasmanagement, Qualitative Forschung, Allgemeinmedizin