Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)

Die letzte ihrer Art? Wir verabschieden und bedanken uns bei Michaela Koller

14. März 2025
#Palliative Care

Seit 2012 war die Theologin und Psychotherapeutin Dr.in Michaela Koller Lehrgangsbegleiterin des Lehrgangs Psycho-Sozial-Spirituelle Palliative Care (PSSP; Level II) in Salzburg. Maßgeblich hat sie den Universitätslehrgang und zahlreiche Studierende geprägt. Ende 2024 hat sie sich beruflich verändert und schaut auf bereichernde 12 Jahre Lehrgangsbegleitung zurück. Michael Koller traf sich mit Rainer Simader (HOSPIZ ÖSTRERREICH) und sprach über all das, was war und was kommen soll.

Rainer Simader: Michaela, wie bist du zu diesem Lehrgang gekommen und wie überhaupt in die Hospiz- und Palliativversorgung?

Michaela Koller: Ich bin seit 1991 als Krankenhausseelsorgerin und seit 1998 auch als Altenheimseelsorgerin tätig und war in diesen Feldern schon immer sehr nah am Leben und somit am Lebensende dran. Im Laufe der Jahre habe ich begonnen mich fortzubilden. Ich habe den Basislehrgang 2003 / 2004 am Kardinal König Haus bei Hildegard Teuschl und Peter Fässler-Weibel besucht und später, 2011, den Master gemacht. Ich habe mich im PSSP Lehrgang mit meinem psychotherapeutischen und seelsorgerischen Hintergrund sehr gut abgeholt gefühlt und so war es naheliegend, dass ich sehr gerne zugesagt habe als ich von Dr. Irmgard Nake, der früheren Studiengangsleiterin, gefragt wurde, ob ich in die Lehrgangsbegleitung einsteigen möchte. Und so habe ich im Dezember 2024 die siebte Lehrgangsgruppe bis zu ihrem Abschluss begleiten dürfen. 

Rainer Simader: Ist dir die Rolle der Lehrerin leichtgefallen? 

Michaela Koller: Ich bin tatsächlich in einem Schulhaus aufgewachsen. Meine Eltern waren Lehrer und so bin ich schon mit drei Jahren in die Schule marschiert und hab Lesen gelernt. Lernen und lehren hat mir immer Freude bereitet. 

Rainer Simader: Was bewegt dich, wenn du an die 12 Jahre in der Lehrgangsbegleitung denkst?

Michaela Koller: Es sind die Menschen, die da gekommen sind. Es bleibt eine große Bereicherung und Dankbarkeit, welch engagierte Menschen ich kennengelernt habe. Welch bunte Gruppe an Menschen, die unsere Gesellschaft repräsentieren. Obwohl ich hier einschränkend sagen muss, dass mich der Nachwuchs bei den Theolg:innen sorgt. Hier frage ich mich, ob ich denn eine der letzten ihrer Art bin? 

Ich bin sehr dankbar, dass ich mich wissenschaftlich mit dem Themenkomplex auseinandersetzen konnte. Ich habe durch die Teilnehmenden, deren Gedanken, deren Abschlussarbeiten und die 11 Masterarbeiten, die ich betreut habe, wirklich viel gelernt. 

Eine Zäsur war für mich die Zeit der Pandemie. Da ging es plötzlich um neues Lernen. Und neues Sterben. Da standen wir alle plötzlich vor der notwendigen Auseinandersetzung, wie wir mit weniger werdenden Ressourcen umgehen.

Rainer Simader: Was bewegt dich, wenn du an die Hospiz- und Palliativversorgung der Zukunft denkst? 

Michaela Koller: Ich freue mich, dass mehr möglich ist durch die nun geregelte Finanzierung. Und dennoch stellen sich da auch viele Fragen: Was bedeutet Qualitätssicherung in unserem Segment und was bedeutet wissenschaftliche Qualität? Mir ist es sehr wichtig, dass wir alle nah an den individuellen Bedürfnissen der Menschen sind und bleiben. All diese Menschen, die mit so viel Herz die Begleitung von vulnerablen Menschen ermöglichen und unsere Lehrgänge besuchen, sind für mich die wahren Heldinnen und Helden.

Und dann bleibt noch die große Frage – gerichtet an alle Berufsgruppen, die Einrichtungen und deren Träger: Wie können wir Sterben für alle mit hoher Qualität ermöglichen – in Zeiten des Ressourcenmangels und mit einer immer diverseren Gesellschaft, in der Armut und chronische Erkrankungen eine zunehmende Rolle spielen?

Rainer Simader: Was wirst du ohne den Lehrgang machen?

Michaela Koller: Wo eine Lücke entsteht, fließt das Wasser gleich nach. Tatsächlich hätte ich mir gewünscht, mehr Zeit zu haben – und nun arbeite ich in der Telefonseelsorge mit, gemeinsam mit vielen ehrenamtlich engagierten Menschen. Wie immer: Die Themen finden mich. 

Rainer Simader: Liebe Michaela, vielen Dank für deine Zeit für dieses Gespräch und vor allem für die, die du unserem Lehrgang geschenkt hast. Alles Gute für die Zukunft.